Auszug aus der Festschrift "50 jahre Ev. Paul-Gerhardt-Kirche Dortmund" im Jahr 2000
40 Jahre evangelische Pfadfinder in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Am 25. November haben wir, die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in unserer Gemeinde, Grund zum Feiern: Vor genau 40 Jahren begründeten Horst und Hans Görke, Hartmut Samlowski und Hartmut Chiout die eigenständige evangelische Pfadfinderarbeit in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde mit Unterstützung des Jugendpfarrers Sturm und der Gemeindepfarrer Brinkmann, Gerpheide und Jung.
Hartmut Chiout übernahm damals die Führung, und die Chronik der „Gründerzeit" liest sich spannend: 49 Jungen umfaßte der Neuanfang nach einem Jahr; Konfirmanden und Katechumenen bilden bald das Rückrat der aufstrebenden „Sippen", wie sich Pfadfindergruppen nennen; Elternabende laufen im großen Saal vor 120 Besuchern, Pfadfindergottesdienste finden in der Paul-Gerhardt Kirche statt; Paul-Gerhardt-Pfadfinder erringen bei Eichenkreuz-Sportfesten die ersten Plätze. Fahrten in die nähere und weitere Umgebung dienten der Festigung der Gemeinschaft, so daß nach einem Jahr, im Sommer 1961, die erste Großfahrt starten konnte. Von den vielen Pfadfindergruppen jener Gründerzeit in den Dortmunder Pfarrgemeinden haben sich in Dortmund bis heute nur zwei Gruppen gehalten: „Paulus“ im Norden und wir der „Stamm Paul-Gerhardt" an der Markgrafenstraße. Ein neuer evangelischer Pfadfinderstamm wurde vor 11 Jahren in Wellinghofen gegründet. Die Turbulenzen der Jugendbewegungen Ende der 60er und 70er Jahre haben auch dem „Stamm Paul-Gerhardt" zu schaffen gemacht, es gab Rückschläge und Mitgliederschwund.
Dank kontinuierlicher Aufbauarbeit von Jan Wüster, Ernst W. Plantikow und Rainer Bauer konnte unser Pfadfinderstamm am 7.12.1985 mit über 60 Aktiven sein 25-jähriges Jubiläum feiern. Highlights waren das von den Sippen vorbereitete Bühnenprogramm, ein Pfadfindergottesdienst und ein zünftiges Fest. Mit Freude stellen wir fest, daß sich die Pfadfinderarbeit auch heute noch großer Beliebtheit erfreut und einen kontinuierlichen Zulauf von Mädchen und Jungen aufweist.
Wie unterscheidet sich Pfadfinderarbeit von üblicher Jugendarbeit?
- Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder - VCP, dem wir angeschlossen sind, hat Aufgaben festgelegt und Zielvorstellungen beschlossen, an die wir bei unserer Arbeit als Mitgliedsgruppe gebunden sind. Die wichtigsten Grundsätze seien hier zitiert:
In der Gemeinschaft der Kirche bekennen wir Jesus Christus, der durch die Schrift bezeugt und in Wort und Sakrament gegenwärtig ist. Der Glaube an Jesus Christus befreit uns von den versklavten Mächten dieser Welt zu einem Leben, das für den Anspruch Gottes offen ist. Der Anspruch Gottes bindet uns an den Nächsten und fordert unsere Antwort durch Mitarbeit in Kirche, Staat und Gesellschaft. In der Gemeinschaft unseres Bundes üben und helfen wir uns, diese Aufgaben einzeln und miteinander wahrzunehmen und uns auf sie vorzubereiten. Einordnung, Selbstdisziplin und Maßhalten machen uns dazu bereit. Die Begegnung mit Jesus Christus gibt uns Freude an den Schöpfergaben Gottes - am Leben.
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VCP - Arbeit ist christliche, koedukative Jugendarbeit, offen auch für Mitglieder anderer Kirchen, also ökumenisch - offen. Im Stamm „Paul-Gerhardt" sind separate Mädchen- und Jungengruppen, genannt: „Sippen", gegründet worden mit jeweils 8 - 10 Mitgliedern, die getrennt Jugendarbeit betreiben, Fahrten und Lager aber überwiegend gemeinsam durchführen. In der Kindergruppe, genannt „Meute" nehmen sowohl Mädchen als auch Jungen teil.
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VCP - Arbeit soll durch das Prinzip „learning by doing" (Lernen durch Tun), das der Gründer der Pfadfinderbewegung, Baden-Powell, erfunden hat, junge Menschen heranführen an Verbundenheit zur Natur sowie an ein einfaches, praktisches und alternatives Leben in Natur und täglicher Umwelt. Unsere Pfadfinderarbeit fördert Begegnungen mit Menschen und Kulturen anderer Länder und soll Möglichkeiten der Begegnung schaffen mit Pfadfindern der Bünde innerhalb Deutschlands und den andere Staaten. Über allem aber steht die Ausrichtung der Arbeit auf den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. selbstverständlich, daß unsere Gruppenstunden und Fahrten auch die Bibellese beinhalten. Auf den Kirchentagen versehen die evangelischen Pfadfinderverbände traditionell den wahrhaft nicht leichten Ordnerdienst und wirken in der organisatorischen Leitung des Kirchentages mit. Wir, die Pfadfinderinnen und Pfadfinder, beteiligen um am Leben in unserer örtlichen Kirchengemeinde, am liebsten im „Einsatz”, also dann, wenn es etwas zu helfen, organisieren oder zu tun gibt.
Wie wird man überhaupt Pfadfinder?
Gewöhnlich kommen „Pfadfinder-Anfänger" im Alter von 8 -10 Jahren zu uns und werden als „Wölflinge" in einer „Meute" von einer erwachsenen Jugendgruppenleiterin, der „Akela", überwiegend spielerisch an das eigentliche Pfadfinderleben herangeführt.
Mit etwa 11 Jahren werden aus den Wölflingen „Pfadfinder", die im Verlauf ihres Pfadfinderseins ihre Pfadfinder Sippe bilden und dadurch, daß sie als Sippe stets zusammen bleiben, eine stabile freundschaftlich - kameradschaftliche Einheit bilden. Pfadfindersippen kennen den sonst schon fast programmierten Zusammenbruch der Gruppe nach der Konfirmation nicht! Wenn sie später entsprechende Proben erfüllt haben, nennen sie sich „Knappen" oder „Späher".
Wenn sie sich als junge Erwachsene allmählich aus der Sippenarbeit herauslösen, können sie als „Rover“ in einer Roverrunde Aufnahme finden. Auch die Übernahme von Leitungsfunktionen wird nun selbstverständlich.
Pfadfinder, die als Erwachsene ein bewußtes Glaubensleben in der Gemeinschaft Gleichgesinnter leben wollen, finden als „Kreuzpfadfinder" in der Gemeinschaft aller Kreuzpfadfinder (ev. Pfadfinderbünde) ihren ganz persönlichen Weg.
Auch die normale Mitarbeit als Erwachsener in unserer Älterenschafts- / Familienrunde ist möglich.
Pfadfinderarbeit in „Paul-Gerhardt” - heute!
Alle Altersstufen bilden gemeinsam den Stamm PaulGerhardt. Die Leitung des Stammes liegt zur Zeit in den Händen von: Yvonne Boehnert, Melanie Bitter, Simone Arians, Sebastian Geppert, Kai Authmann und Dr. Dirk Brandis.
Zur Zeit besteht der Stamm aus einer Mädchen- und einer Jungensippe, einer Meute und einer Älterenschafts-/ Familienrunde; im gesamten Stamm arbeiten fast 50 Mädchen und Jungen sowie Erwachsene aktiv mit. Die Älteren, also unsere Gründerväter, treffen sich noch Sporadisch unter der Leitung von Friedl Nußbaum. Vor vielen Jahren haben wir in Eigenhilfe einen Gruppenraum im Keller des Gemeindehauses stilecht in ein „Stammesheim” umgewandelt. Der Raum wurde allerdings zu klein, so daß das Presbyterium uns eine andere Räumlichkeit im Keller zuwies. Mit vereinten Kräften und Dank auch unserer Älteren schafften wir uns ein neues stilechtes und rustikales Stammesheim in Eigenleistung. Seit 20 Jahren nennen wir einen Kleinbus unser Eigen, der uns für so manche größere und kleinere Fahrt treu gedient hat.
Der 1985 anläßlich unseres letzten Jubiläums geäußerte Wunsch auf Gründung eines Freundeskreises christlicher Pfadfinderarbeit Dortmund e.V. ging dankenswerterweise in Erfüllung. Hier haben „Gründerväter”, Eltern und „Sympathisanten“, Freunde und Förderer die Möglichkeit evangelische Pfadfinderarbeit zu unterstützen.